Die Leipziger Buchmesse steht vor der Tür. Und auch dort werden sie wieder vertreten sein: Verlagshäuser, die sich die Namen berühmter Literaten oder renommierterer Verlage zunutze machen, um aus dem verbreiteten Wunsch, ein Autor oder eine Autorin zu sein, Geld zu machen. Was dabei herauskommt, ließ sich zuletzt auf der Frankfurter Buchmesse beobachten.
Ich schlendere durch die Gänge von Halle 4.1, ja ausnahmsweise schlendere ich, habe gerade ein halbes Stündchen Zeit, bevor der nächste Termin wartet. Und genau das will ich auch tun: weiterschlendern, weshalb ich abwehre, als ich zu einer Lesung eingeladen werde. Den gelben Zettel mit der Aufschrift „Autorenlesung“ bekomme ich trotzdem zugesteckt. In meiner momentanen Muße überfliege ich ihn sogar: „Margot Weise: Das Schicksal hat uns weit geschickt … fast bis ans Ende der Welt. 466 Seiten, Paperback, € 27,80“. Es ist keine Uhrzeit und keine Standnummer für die Lesung angegeben, dafür verrät der abgedruckte Klappentext, dass es um die zufällige Begegnung eines jungen Mädchens mit einem Wehrmachtsoffiziers 1945 kurz vor „seine[r] Zwangs-Auswanderung nach Argentinien“ geht. Deren „unerfüllbar“ scheinender Wunsch, sich vor seiner Abreise noch persönlich zu treffen und „Verlobungstag“ zu feiern, wird doch noch erfüllt und dann findet sich gar die „große Liebe“ im „unwirtlichen Süden Argentiniens […], bis ein schwerer Schicksalsschlag alles zunichte macht.“ Ich bin beim Lesen weitergelaufen, suche gerade nach einem Papierkorb, um den Ballast wieder loszuwerden (mit jedem Messebesuch wird die Menge der mitgenommenen Verlagsvorschauen und Infoblätter geringer, weil die Erfahrung lehrt, dass vieles im Alltag danach ohnehin wieder untergeht), da bin ich schon geradewegs in diese „Autorenlesung“ hineingeschlendert. Am Stand des August von Goethe Literaturverlags, in der Ecke der Halle, steht eine alte Frau leicht gebeugt am Mikrophon, vor ihr eine Handvoll Stühle, ca. ein Drittel davon besetzt. Ich setze mich nicht, bleibe zwar kurz stehen, aber die zittrige Stimme der Lesenden kombiniert mit ihrem am Mikrophon Vorbeilesen führen dazu, dass ich keines ihrer Worte wirklich erfasse. Es bleibt, als ich weiterschlendere, in mir nur dieses Bild eines verloren wirkenden Menschen, der in dieser abgelegenen Ecke der Halle und dem allgemeinen Messetrubel untergeht.
Der August von Goethe Literaturverlag gehört zur Frankfurter Verlagsgruppe Holding Aktiengesellschaft, die mit „bis zu 300 Erstausgaben“ und „etwa 500 Lesungen im Jahr“ für ihr „titelstarkes Belletristik- und Sachbuchprogramm“ wirbt.
Die Verlagshäuser der Holding Frankfurter Verlagsgruppe präsentieren ihre neuentdeckten Autoren und ihre wichtigen Novitäten weltweit während der Buchmessen in New York, Chicago, London sowie auf allen bedeutenden überregionalen Buchmessen im deutschen Sprachraum, also in Frankfurt a.M., Leipzig, Basel oder Wien.
Über so eine neuentdeckte Autorin mit ihrer wichtigen Novität war ich also zufällig gestolpert. Während der August von Goethe Literaturverlag, „den Sohn des Dichterfürsten [ehrt], der durch seine Briefliteratur einen Rang in der Literaturgeschichte besitzt“, ist sein Schwesterverlagshaus, der Cornelia Goethe Literaturverlag, ja: nach der Schwester Goethes benannt und bietet „ein Buchprogramm moderner schöngeistiger und Sachbuch-Literatur, in dem Lyrik, Novelle, Roman, Kinderbuch und Frauenthemen besondere Schwerpunkte sind.“ Neben einem weiteren Verlagshaus mit „besonders ausgewählten, exklusiven“ Beiträgen zur deutschsprachigen Literatur, gibt es auch noch ein Weimarer Schiller-Presse genanntes „schlankes Imprint für neue Literatur“, mit Public Book Media ein „effizientes“ Imprint mit „modernste[n] Vertriebstechnologien“ – und natürlich dürfen auch die Deutschen Hochschulschriften nicht fehlen, die „mit über 1000 Buchausgaben der Forschung der letzten 20 Jahre wichtige Impulse geliefert haben.“
Wahrscheinlich wäre es übertrieben, alles, was in einem dieser Verlagshäuser erscheint – oder auch bei der Rita Fischer Verwaltungs-GmbH & Co Verlags KG, die es mit ihren Internetauftritten www.fischer-verlag.eu und www.edition-fischer.com (die erstgenannte Domain ist „nicht mehr aktiv“ und leitet auf letztere um) sicherlich nicht zufällig auf eine Verwechslung mit dem renommierten S. Fischer Verlag ankommen lässt –, gleich als Spam on Demand zu bezeichnen. Dennoch ist eine Warnung angebracht.
Nicht so sehr an potentielle Leser_innen: Wer die 27,80 Euro für Margot Weises Buch bezahlt hat und dann feststellen muss, dass es vielleicht doch keine großartige Literatur ist, kann es mit relativ geringem Verlust einfach beiseitelegen. Darüber hinaus ist die Chance, sich ein solches Buch zu kaufen, relativ gering, denn in den gängigen Tageszeitungen wird sicherlich keine Rezension neugierig darauf machen und es wird auch keinesfalls prominent in der Buchhandlung platziert.
Nein, die Warnung geht eher an diejenigen, die schon immer oder schon lange Autor_in sein wollen, die einen bescheidenen Wunsch nach Ruhm haben, einen Wunsch nach Publikum oder zumindest nach dem eigenen Namen auf einem Buchcover, die aber bisher keinen Erfolg bei Verlagen hatten und sich nun freuen, dass da ein Verlag ganz offen „Manuskripte gesucht“ ausschreibt, während sie an allen anderen Ständen sofort abgewimmelt werden. (Welche Lektorin will schon zusätzlich zu den ohnehin täglich unverlangt eingesandten Manuskripten noch einen Stapel Manuskripte eigenhändig von der Messe nach Hause schleppen?) Genau diese frustrierten bisher ‚unentdeckten‘ Autor_innen spricht der Frankfurter Literaturverlag an, wenn er schreibt, er „arbeitet im Andenken der begabten Autoren, die auf Grund fehlender Förderung nicht publizieren konnten.“ Wenn es in der Eigenwerbung über den ebenfalls zur Frankfurter Verlagsgruppe Holding Aktiengesellschaft gehörenden Fouqué Literaturverlag heißt, seit 1996 hätten „über 1000 Autoren ihren literarischen Erfolgsweg mit Fouqué begonnen“, so fallen mir sofort die aus dem Munde verschiedener Lektor_innen diverser Verlage vernommenen Urteile ein, dass jemand, der einmal bei so einen ‚Verlag‘ veröffentlicht habe, ‚verbrannt‘ sei. Statt als Einstieg in den literarischen Erfolg durch die bereits vorzuweisende Veröffentlichung erweist sich das ‚Erbe Goethes‘ also eher als Ausschlusskriterium: Das nächste Manuskript landet noch schneller auf dem Absagenstapel.
Wenn ein Manuskript in einem Verlag, der diese Bezeichnung verdient, ernsthaft geprüft wird, dann dauert diese Prüfung ihre Zeit, schließlich sind Lektor_innen heute nicht bloß Leser_innen, die nach neuen literarisch auf- oder anregenden Texten fahnden, wie die alte Berufsbezeichnung noch suggeriert. Vielmehr sind sie als ‚Produktmanager_innen‘ einen Großteil ihrer Zeit mit der Betreuung bereits beschlossener Buchprojekte beschäftigt, in Abstimmung nicht nur mit Autor_innen (und evtl. Übersetzer_innen), sondern auch mit den jeweiligen Presse-, Vertriebs-, Lizenz- und Herstellungsabteilungen ihres Verlages. Die folgende Zusage des August von Goethe Literaturverlags unter der Überschrift „Sie sind Autor? Senden Sie uns Ihr Manuskript!“ macht also schon skeptisch:
Sie können darauf vertrauen, dass Ihre Zusendung rasch und wohlwollend begutachtet werden wird (Sie erhalten nach wenigen Tagen eine Eingangsbestätigung mit Autoreninformationen). Wenn, im ersten Schritt, das Manuskript vom Fachlektor positiv beurteilt wird, wird es in der Konferenz der Lektoren vorgestellt (in der Regel spätestens innerhalb von 14 Tagen nach Eingang des Manuskriptes).
Auch beim schon genannten R.G. Fischer Verlag wie auch beim Karin Fischer Verlag (bei dem Manuskripte an das „Lektorat Dr. Manfred S. Fischer“ gesandt werden sollen) werden Bearbeitungszeiten von zwei bis drei Wochen versprochen. Neben der Skepsis, ob in so kurzer Zeit wirklich qualitativ geprüft werden kann, hört man immer wieder Stimmen, dass es sehr bald für die Möchtegern-Autor_innen sehr teuer wird, wenn ihr Buch bei einem dieser Verlage wirklich erscheinen soll. Ich habe selbst gerade kein fertiges Manuskript zur Hand, um zu prüfen, welcher Art die Rückmeldungen sind, die man nach 14 Tagen bekommt, aber die Ankündigung beim Karin Fischer Verlag, dass es „unverbindlich und kostenlos“ geprüft würde, lässt schon vermuten, dass es nach der Prüfung nicht ebenso kostenlos weitergeht. Bei R. G. Fischer wird auf der Verlagshomepage unter „Risikobeteiligung“ auf den „voraussichtlich erforderlich[en] […] Kostenzuschuss“ hingewiesen und unter der Überschrift „Ihr Buch“ eine „Schriftstellerin“ zitiert mit den Worten:
Drei Bücher habe ich bei R. G. Fischer herausgebracht, und dort werde ich auch bleiben. Sicher gibt es Verlage, bei denen man billiger ein Buch unterbringen kann, doch später merkt so mancher Autor, dass es an vielem, z. B. an der Werbung hapert. […] Mit dem Druck allein ist es nicht getan, das wird oft nicht bedacht.
Ja, sicher wird sie dort bleiben, zumindest, wenn sie weiter Bücher veröffentlichen will. Für seriöse Verlage ist sie schließlich ‚verbrannt‘. Die können im Belletristik-Bereich ihren Autor_innen oft zwar auch nur sehr geringe Gewinnbeteiligungen bieten, schließlich trifft es durchaus zu, dass in die Buchproduktion sehr viel mehr Kosten einfließen als bloß diejenigen für den Druck. Doch immerhin zahlen dort Autor_innen (anders als im Wissenschaftsbereich) in der Regel keine Druckkosten. Außerdem setzen sich nach einer Entscheidung für ein Buch wirklich noch Lektor_innen mit dem jeweiligen Manuskript auseinander und versuchen zusammen mit den Autor_innen das volle literarische Potential des Textes auszuschöpfen.
Was dabei herauskommt, wenn es kein filterndes Lektorat gibt und es allein darauf ankommt, dass die Autor_innen für die Veröffentlichung zahlen, zeigt beispielhaft ein Blick auf das Veranstaltungsprogramm der Frankfurter Verlagsgruppe Holding AG August von Goethe zur letzten Frankfurter Buchmesse. Insgesamt 77 Lesungen à 20 Minuten spuckte der Buchmessen-Veranstaltungskalender hier aus (man munkelt, dass die Autor_innen auch für diese Leseslots bezahlen müssen). Sortiert und gruppiert man diese 77 Lesungen etwas, so ergeben sich in etwa folgende Rubriken: (1) Verarbeitung autobiographischer Erlebnisse, (2) Gott- und Sinnsuche, (3) selbsternannte Literaten/Dichter_innen, (4) Kindergeschichten, Abenteuerromane (und wenige Krimis), (5) Ratgeber und (6) verkrachte Wissenschaftler_innen. Die erste Rubrik, zu der vermutlich auch Margot Weises argentinischer Ex-Wehrmachtssoldat gehört, ließe sich nochmals untergliedern in (a) Heimatvertriebene, (b) alter Sack verliebt sich in junge Frau und (c) Frau verarbeitet Krankheit oder andere Traumata.
„Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst“, macht uns da beispielsweise eine Autorin ihr Buch Alltagsk(r)ämpfe schmackhaft. Ein anderer Autor liefert mit Ein Wortefinden in der Schule des Lebens „Stimmungen, Lebenserfahrungen, biografische Erlebnisse und zeitkritische Gedanken“. Das Buch mit dem vielsagenden Titel Stationen stellt fest: „Das Leben ist ein ständiger Entwicklungsprozess. Viele Stationen sind zu durchlaufen“, und „bietet einen Querschnitt durch die Gefühlsebenen menschlichen Lebens.“ (Dieselbe Autorin ist auch noch mit der Weisheit Keine Liebe ohne Dornen vertreten.) Weniger sorgsam abgestuft geht es vermutlich zu bei Leben unsortiert, das von „Abschied und Trennungsschmerz, von Krankheit und Tod“ erzählt. Auch Löwenzahn oder Diagnose: Hirntumor! Nur Mut! widmet sich autobiographischen Krankheitserfahrungen. Das Buch Kuckuckskind wiederum „beschreibt die Erlebnisse einer Mutter, deren Sohn belogen, betrogen und hintergangen wurde. Daran hat auch die deutsche Rechtsprechung großen Anteil.“ An anderer Stelle wird „mit Enthusiasmus und Elan“ beschrieben, wie das Schulsystem krank macht. Auf die traumatische Kindheit einer weiteren Autorin folgt die Erkenntnis: Jeder Mensch hat seinen Engel. Eine andere beschreibt in Die Sisi in mir die „frappierenden Parallelen zum Leben der Kaiserin Elisabeth“, die ihr „vorgezeichnete[r] Lebensweg“ offenbart. Ein Autor bietet uns Meine Wahrheit über die DDR, eine Autorin wiederum stellt fest: „Was fehlte in der DDR-Diktatur? Die LIEBE“.
Die letztgenannten Werke gehen schon nahtlos über in die Gott- oder Sinnsuche, denen sich andere noch expliziter widmen. Ein vorliegender „Gedichtband ist der beeindruckende Extrakt einer Biografie, die gekennzeichnet ist durch die unbeugsame, nie endende Frage nach dem Sinn des Lebens“ und Niemand kann sich selbst entfliehen will „die heute so verbreitete Gottferne“ ablegen und „nicht mehr ziellos […] umherirren“. In Vom anderen Sein vermitteln Erzählungen „im Bild von Dichtungen die Erfahrung einer transzendenten Welt“. An anderer Stelle wird werdenden Eltern mit Lebendiges Glück das Bewusstsein erweckt, und eine Autorin mit Doktortitel fragt, ob „eine Neuprogrammierung der Seele möglich“ sei. In der daran anschließenden Lesung gibt es eine „Begegnung mit Jesus per Raumzeit-Transportkugel“.
Der Prismatische[n] Icherweiterung dienen vermutlich einige der hier publizierten Werke, besonders diejenigen, die einen literarischen Anspruch erkennen lassen. Es erwarten uns Titel wie Die Gedanken der Gedichte, Poetische Momente oder, heimatverbundener, der Gedichtband Von Germanien bis Deutschland. Erotikus liest aus seinem Buch Penisamo, um zu beweisen, dass Erotik und Humor zusammenpassen. Eine Autorin fasst ihre Gedichte unter dem Titel Umhüllt von Rosenduft zusammen, während ein Autor mit J. W. v. Goethe: Bekenntnisse einer schönen Seele gar in den Dichterfürsten selbst hineinschlüpft. Ein anderer behauptet noch selbstbewusster: Das Wort bin ich und drückt seine Allmachtsphantasien weiter in folgender Beschreibung aus: „Für die Menschen. Der Traum ist das Weiterdenken vom Üblichen und die Logik erfährt hier ihre Grenzen.“ Ein besonders reimbegabter Autor erklärt seinen Buchtitel wie folgt:
Warum mein Werk genannt, ‚Der Augenblick‘, klar liegt auf der Hand, ist doch der Zeitpunkt nun gekommen, da von meinen Gedanken sollt was abbekommen.
Und nun gibt es für mich kein Zurück, er ist da der Augenblick!
Bei den Kinderbüchern geht es um Marienkäfer, Mäuse, Schildkröten, Kinder und Hunde, Tröpfchen und Würmchen oder Bäume. Ratgeber gibt es z.B. zu Grundlagen Menschenführung in Familie & Beruf, oder zur „Perfekte[n] Körperhaltung“. Wenn „Sie wissen wollen, wie man aus natürlichen Johannisbeeren Liebesperlen herstellt, dann ist ‚Duftender Luxus‘ eine wahre Fundgrube für Sie.“ Weitere Dinge, die ich ehrlich gesagt eigentlich nicht wissen will, gibt es zu Hauf, z.B.: „Wer wollte nicht schon immer einmal Fragen wie diese beantwortet haben: Wieso heißt ein wasserscheuer Baumaffe ausgerechnet Meerkatze? Warum ist der Löwe und nicht der mächtige Elefant König der Tiere geworden?“ Aber vielleicht wäre deren Beantwortung immerhin schneller erledigt, als wenn „der promovierte Historiker Walter Döring […] ‚entlang der Zahl 9‘ 2000 Jahre deutsche Geschichte vor[legt]“ und schon jetzt ankündigt: „Diesem Einführungsband sollen weitere folgen.“
Auch eventuell wirklich erzählenswerten Geschichten, wie die einer Brasilianerin, die gegen ihren Willen als Prostituierte gearbeitet hat, hätte ein einfühlsameres Lektorat vermutlich einen weniger abgeschmackten Titel verpasst als Das Geld des Teufels.
Für diejenigen, die ohnehin keine Chance hätten, in seriösen Verlagen unterzukommen, mögen solche Bezahlverlage durchaus ihren Sinn erfüllen: Wenn die Leute das Geld haben und ihnen das eigene gedruckte Buch im Regal die Summe wert ist, warum nicht? Einen schalen Beigeschmack hinterlässt jedoch der vermeintlich seriöse Anstrich der Verlage, das Spiel mit renommierten Namen der Literatur oder der Verlagswelt, die vermeintliche Prüfung durch ein ‚Fachlektorat‘ und die Intransparenz bezüglich der anfallenden Kosten. Vielleicht sollten die verkannten Autor_innen es mit ihren Lebensgeschichten und Gottesbeweisen dann lieber mit einem E-Book auf (bislang) kostenlosen Internetplattformen wie BookRix versuchen, das macht im Regal zwar nicht so viel her, aber die Chance, ein Publikum zu finden, ist sicherlich mindestens so hoch wie bei den selbsternannten Erben Goethes & Co KGs.
[…] Kommentare « Goethes Erben oder 77 x 20 Minuten Ruhm auf der Buchmesse […]
[…] ausreichend mittelmäßigen Kuriositäten lässt man in diesem Jahr alle „Verlag sucht Autor“-Stände links liegen und schlendert entlang der ernstzunehmenden kleinen unabhängigen […]
Ich habe bis jetzt nur negatives über diese sog.pseudoverlage gelesen. Gibt es denn gar nichts positives zu berichten?? Und vor allen dingen, was soll denn ein unbekannter Autor machen? Bei „normalen Verlagen hat er doch keine Chance. Es fehlt ein Ratschläge, denn mit box ist er auch in der Sackgasse. Letztlich ist die Vermarktung das a&o. Also liebe Kritiker, eure einseitige Darstellung und die teilweise bösartigen und primitiven Unterstellungen (die alten Leute wollen sich nur darstellen) ist genauso kritikwürdig. Es gibt auch alte Menschen die etwas zu sagen haben.
Ich wollte mit meinem Artikel keinesfalls ausdrücken, dass alte Menschen per se nichts zu sagen hätten. Der Artikel ist aus dem beschriebenen äußerst tristen Lesungssetting auf der Buchmesse entstanden, bei dem sich auch die lesende Autorin nicht wohl in ihrer Haut zu fühlen schien. Er will also vor allem vor übertriebenen Hoffnungen in die Versprechungen der Bezahlverlage warnen und außerdem für Sinn und Zweck eines richtigen Lektorats sensibilisieren.
In meinem Bekanntenkreis gibt es eine Frau, die mit solchen Verlagen durchaus eine für sie zufriedenstellende Lösung gefunden hat. Dies liegt aber daran, dass sie selbst ihre Zielgruppe gut kennt und selbst in den richtigen Kreisen Lesungen organisiert, um ihre Bücher an den Mann und die Frau zu bringen. Sie gehört zur Gruppe „Frau verarbeitet Krankheit“ und das kann – jenseits hochliterarischen Anspruchs – durchaus für andere Leute lesenswert sein, die mit derselben Krankheit leben müssen. Wenn man also erstens das Geld hat und bereit ist dafür auszugeben und zweitens von einem solchen Verlag nur erwartet, dass er das Buch herstellt, die Vermarktung aber doch weitgehend selbst übernimmt, dann mögen solche Verlage eine willkommene Möglichkeit sein.
Da das E-Book mittlerweile zunehmend im Kommen ist (vgl. meinen Artikel „Voll digital?„), denke ich aber immer noch, dass man solch spezielles Nischenpublikum zukünftig sogar besser über das Internet erreicht und also elektronisches Selfpublishing eine vermutlich preiswertere Lösung ist.
Wer als literarische Autorin tatsächlich wahrgenommen werden, also das Buch immerhin in einigen Buchhandlungen liegen sehen will, muss m.E. weiterhin den Weg über die Teilnahme an Literaturwettbewerben, Einsendungen an Literaturzeitschriften, an literarische Agenturen oder auch direkt an Verlage gehen – vorausgesetzt, man hat sich mit deren Programm auseinandergesetzt und kann so ein knackiges Exposé mitliefern, warum das eigene Buch genau bei diesem Verlag gut aufgehoben wäre. Es gibt ja durchaus immer wieder neue Autor_innen, die vorher unbekannt waren, dann aber bekannt werden.