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Für die Sprachkünstlerin Barbara Köhler war Textarbeit immer auch Beziehungsarbeit, wovon wir uns einiges abschauen können. Dabei ging es – wie für die meisten Schreibenden – zunächst einmal um die Beziehung als Autorin zur Sprache: „Ich rede mit der Sprache, manchmal antwortet sie./ Manchmal antwortet auch jemand anders“, heißt es im ersten Gedicht des Bandes Blue Box von 1995. Außerdem setzte sie ihre Texte in Beziehung zu Texten der Tradition, in ihrem Debütband Deutsches Roulette von 1991 etwa mit der Lyriktradition von Novalis und Hölderlin über Brecht hin zu Bachmann und Celan. Für Niemands Frau von 2007, „An Odyssey for Our Time“, wie es im Titel eines wissenschaftlichen Bandes dazu heißt, hatte sie sich sogar Griechisch „soweit draufgedrückt“, dass sie mithilfe eines Wörterbuchs mit dem Originaltext der Odyssee in Dialog treten konnte.

Auch ihr Gedicht an der Fassade der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin, mit dem das vieldiskutierte Gedicht „Avenidas“ von Eugen Gomringers überschrieben wurde, tritt formal und inhaltlich mit diesem Subtext in Beziehung, legt sich wie ein Palimpsest darüber. Weiterlesen »

Feldnotizen von Andreas Hübner

Die Spatzen pfeifen es schon seit einigen Wochen von den Glasfaserkabeln, nun wird es Tag für Tag offizieller: Immer mehr deutsche Hochschulstandorte werden auch das kommende Wintersemester in digitaler Form bestreiten. Mit den entsprechenden Ankündigungen der Hochschulen geht ein grundsätzliches Missverständnis einher. So ist in den Meldungen häufig die Rede von einer Fortsetzung der digitalen Lehre, wenn doch eine Verstetigung der Notfalllehre gemeint scheint. Für Lehrende und Studierende bedeutet dies eine Verstetigung der in selbigen Meldungen gepriesenen „Flexibilität“ und „Improvisationsfähigkeit“, dem von den Hochschulleitungen ein fortwährender „Pragmatismus“ zur Seite gestellt wird. Weiterlesen »

Ein Gastbeitrag von GPT-2
Übersetzung: GoogleÜbersetzer und DeepL

Sie saß im Wintergarten und tippte zögerlich die Tasten ihres Laptops ein. Sie hörte ein leises, gemurrtes Klicken, als zwei Frauen eintraten. Sie vermutete, dass es wahrscheinlich ein Reiseleiter oder ein Privatdetektiv war.
Und nachdem sie die letzte Nachricht eingegeben hatte, öffnete sich das Fenster und die Sekretärin tippte eine Antwort ein: »Wie war dein Tag? Hast du etwas Interessantes gefunden?«
Charlotte stand auf und trat an die Luke. Sie runzelte die Stirn und hob ihre schwarzen Schuhe auf. Eine Digitalkamera hing an einem blauen Schlauch neben der Luke.
»Was ist das?«

Die Frage ist, ob die Zukunft der literarischen Übersetzung in der Übersetzung maschinen­geschriebener Literatur liegt. Weiterlesen »

Auf der Fortbildung zum Thema Sprachwandel im Literarischen Colloqium Berlin, von der ich zuletzt berichtete, beschäftigte sich ein Vortrag und eine Werkstatt mit dem Thema »Leichte Sprache« als ein Produkt bewusster Sprachlenkung. Als Vortragende eingeladen war die Linguistin Bettina M. Bock, die neben den Themen Inklusion, Schulbuch, DDR (z.B. Publikationen zum Sprach­gebrauch von IM), auch zu Leichter Sprache geforscht und das Buch Leichte Sprache – kein Regelwerk herausgegeben hat (Volltext als PDF-Download bei der Universität Leipzig).

»Leichte Sprache« – was ist das überhaupt?

Foto der gleichnamigen Powerpoint-Folie

»Das macht die Bundes-Bank. Erklärt in Leichter Sprache«

Die Leichte Sprache ist eine künstlich geschaffene Varietät des Deutschen, die intuitiv in der Praxis entwickelt wurde. Die benannte Zielgruppe ist durchaus heterogen: Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung/ Menschen mit Lernschwierigkeiten, Deutschlernende, Menschen mit geringen Lese­kompetenzen, Jugendliche mit geringer Bildung, Demenzkranke … Weiterlesen »

Im Literarischen Colloquium Berlin werden regelmäßig eintägige Fortbildungen für Übersetzer*innen und andere Sprachinteressierte angeboten. Ging es im September 2019 um diskriminierungs­sensibles Schreiben und Übersetzen (vgl. meinen Bericht hier im Blog), stand als nächstes das Thema Sprachwandel und -lenkung in allgemeinerer Form auf dem Programm. Als Referentin eingeladen war dazu Ulla Fix, emeritierte Linguistik-Professorin der Uni Leipzig, die ihre linguistischen Forschungsfragen immer wieder auch an literarische Texte gerichtet hat (vgl. Publikationsliste auf ihrer Homepage). Unter dem Vortragstitel »Was trauen und was muten wir den Wörtern zu?«, gab sie einen Überblick über verschiedene Arten der Sprachlenkung durch die »unsichtbare«, die »sichtbare« und die »individuelle Hand«.
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Vielleicht weckt der Begriff »Künstliche Intelligenz« (KI) falsche Erwartungen. Maschinen können nicht denken. Sie rechnen. Wie genau sie das tun und was das für maschinelle Übersetzungen und Texte bedeutet, darüber war am 1. November 2019 im LCB viel zu erfahren. Der von Hannes Langendörfer und Nina Thielicke grandios konzipierte Übersetzertag des DÜF unter dem Titel »Geist in Maschinen. Übersetzung in Zeiten künstlicher Intelligenz« bot ein vielfältiges Programm zum Thema (Programmübersicht auf uebersetzerfonds.de).

Wie Maschinen übersetzen

Samuel Läubli beim Übersetzertag des Deutschen Übersetzerfonds im November 2019; Foto: mimmiamara

Zum Einstieg nannte Samuel Läubli, Computerlinguist und Experte für KI an der Universität Zürich sowie Partner und CTO bei TextShuttle, »drei Gründe, warum wir maschinelle Übersetzung nicht unterschätzen sollten«. Bremse er vor Informatiker*innen meist eher die KI-Euphorie, wolle er hier umgekehrt zeigen, was tatsächlich schon möglich und relevant sei. Dafür erklärte der sympathische junge Mann mit Schweizer Akzent zunächst in groben Zügen die Funktionsweise maschineller Übersetzung: Damit KI menschliche Übersetzungen imitieren kann, braucht es mindestens 20 Millionen übersetzte Sätze als Trainingsdaten. Die Maschine lernt daraus keine Grammatikregeln, sondern bringt über wiederholte Rechenvorgänge die Bedeutungsräume in der Ausgangs- und Zielsprache über eine Zuordnungsfunktion in Verbindung. Sie stützt sich auf die Wahrscheinlichkeit der Wortfolge aus dem Trainingsmaterial. Die Maschine arbeitet also nicht mit Bedeutungen, sondern mit der Oberfläche der Zeichenfolgen. So ist für sie beispielsweise ein Wort in Großbuchstaben ein anderes Wort.

Drei Gründe, KI-Übersetzungen nicht zu unterschätzen

Warum nun sollten wir diese eigentlich eher »dummen Maschinen« trotzdem nicht unterschätzen?
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Vier Menschen auf dem Podium in roten Sesseln, dahinter ein Screen mit dem Titel der Veranstaltung

Miriam Mandelkow, Andreas Nohl, Mithu M. Sanyal und Ingo Herzke (v.l.) auf dem Podium der Buchmessen-Veranstaltung »N-Wort und Gender-Gap: Wie politisch korrekt sind Übersetzungen?«; Foto: mimmiamara

Nachdem in den akademischen Kreisen, in denen ich mich lange aufgehalten habe, schon vor etlichen Jahren eine Auseinandersetzung mit diskriminierungssensibler Sprache stattfand, scheinen solche Fragen nun endgültig auch bei einem Großteil künstlerischer Praktiker*innen des Literaturbetriebs virulent zu sein. Nach einer Fortbildung im Literarischen Colloqium Berlin im September (vgl. meinen Fortbildungsbericht) gab es auch auf der Frankfurter Buchmesse eine Veranstaltung mit dem Titel »N-Wort und Gender-Gap: Wie politisch korrekt sind Übersetzungen?« Auf dem Podium saßen Miriam Mandelkow, Übersetzerin aus dem Englischen, Andreas Nohl, Autor, Herausgeber und Übersetzer aus dem Englischen, und Mithu M. Sanyal, Kulturwissenschaftlerin, Journalistin und Autorin. Moderiert wurde das Gespräch von Ingo Herzke, Übersetzer aus dem Englischen. Weiterlesen »

Das Paradox der Buchmesse

Wand aus aneinandergehefteten Büchern mit einer Tür, die den Blick auf einen großen Screen im Inneren des Kubus freigibt

Kein & Aber-Stand, Frankfurter Buchmesse 2019; Foto: mimmiamara

»Ich glaube, das ist einer der meistfotografierten Stände«, höre ich eine bekannte Stimme sagen, als ich gerade aus dem Buchmessenstand des Verlags Kein & Aber heraustrete. Die Kollegin könnte recht haben. Auch ich hatte zuerst ein Foto gemacht, bevor ich mir genauer ansah, wie der Verlag seine Neuerscheinungen ausstellt. Weiterlesen »

Am 5. September hatte das Literarische Colloquium Berlin zu einer ganz­tägigen Übersetzer*innen-Fortbildung zum Thema »Fremde Texte – eigene Texte« eingeladen. Die Übersetzerinnen Gabriele Leupold und Eveline Passet, Kuratorinnen dieser Fortbildungsreihe, sagten einleitend, das Thema sei u.a. inspiriert von der Welle hoch­kochender Emotionen im Mailing-Forum des Berufs­verbands der Literatur­übersetzer*innen, nachdem der Verbands­name geschlechter­gerechter angepasst wurde zu »Verband deutsch­sprachiger Übersetzer/innen literarischer und wissen­schaftlicher Werke e.V.« (mit Slash, also keines­wegs allzu neu­modisch oder diversere Geschlechter mitberück­sichtigend, und man kann nicht behaupten, dass der Name vorher besonders griffig gewesen wäre, weshalb intern ohnehin alle nur VdÜ sagen). Es solle jedoch nicht nur um das Gendern gehen, sondern all­gemeiner darum, inwieweit wir beim Über­setzen von Texten eigene An­passungen vornehmen.

Referent am Rednerpult, neben ihm an die Wand projiziert steht

Anatol Stefanowitsch stellte seinem Vortrag im LCB eine Inhaltswarnung voran.

Um hoch­kochende Emotionen ging es auch im Vortrag des Sprach­wissenschaftlers Anatol Stefanowitsch, bekannt u.a. durch Sprachlog.de und den »Anglizismus des Jahres«. Weiterlesen »

Derzeit höre ich in Berlin noch öfter Italienisch als üblich, weil sich den hier lebenden Italiener*innen, die ich in Läden oder auf Spielplätzen in meinem Kiez treffe, noch die sommerlichen Städte-Tourist*innen hinzugesellen.
Diese bekommen auf http://www.cosafarei.it/berlino 13 Tipps, was sie in Berlin unbedingt machen sollten. Spannender als die einigermaßen vorhersehbaren touristischen Highlights fand ich die anschließenden vier Hinweise, was Italiener*innen in Berlin lieber nicht tun sollten:
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